 Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, transportiert  auch Rüstungsgüter. Dagegen stellte sich nach »nd«-Recherchen nun die  alljährliche Wahlkreiskonferenz der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft  (EVG) Rheinland-Pfalz. Mitte vergangener Woche verabschiedete die  Konferenz in Ingelheim am Rhein mit klarer Mehrheit den von 23  Delegierten unterzeichneten und eingebrachten Initiativantrag »EVG gegen  Militarisierung und Kriegsvorbereitung bei der Deutschen Bahn«.
Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, transportiert  auch Rüstungsgüter. Dagegen stellte sich nach »nd«-Recherchen nun die  alljährliche Wahlkreiskonferenz der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft  (EVG) Rheinland-Pfalz. Mitte vergangener Woche verabschiedete die  Konferenz in Ingelheim am Rhein mit klarer Mehrheit den von 23  Delegierten unterzeichneten und eingebrachten Initiativantrag »EVG gegen  Militarisierung und Kriegsvorbereitung bei der Deutschen Bahn«.
Dieser Beschluss enthält eine Aufforderung an die gewerkschaftlichen  Gremien, »sich gegen die im Rahmenfrachtvertrag zwischen der Deutschen  Bahn und der Bundeswehr vereinbarten Kriegsvorbereitungen (…) durch  die Deutsche Bahn zu positionieren«. Bundestagsabgeordnete aus den  Reihen der EVG- und anderer DGB-Gewerkschaften werden aufgefordert, den  Rahmenfrachtvertrag »in den parlamentarischen Gremien zu thematisieren  und die Umsetzung zu verhindern«. Zudem werden die Betriebsräte und  gewerkschaftlichen Vertrauensleute aufgefordert, »aufzuklären und zu  mobilisieren, sich dieser Militarisierung zu verweigern«, so der  Wortlaut.
Der Ende 2018 abgeschlossene Rahmenfrachtvertrag für internationalen  Schienenverkehr zwischen der Deutschen Bahn und der Bundeswehr sieht  vor, binnen weniger Tage Panzer und Container mit Rüstungsgütern aus  Deutschland nach Litauen und somit an die Grenze zu Russland zu  verlegen. Laut Bundesverteidigungsministerium hält DB Cargo 300 Waggons  und Lokomotiven vor, um damit jährlich mehr als 1300 Transporte  durchzuführen. Insgesamt sollen dieses Jahr etwa 9700 Soldaten, 150  Kettenfahrzeuge, 3300 Radfahrzeuge, 1500 Anhänger und 1370 Container  nach Osten verlegt werden, ein großer Teil davon auf der Schiene.  Unternehmen der polnischen und litauischen Staatsbahnen wurden als  Subunternehmen verpflichtet. Dass diesen Transporten oberste Priorität  eingeräumt wird und somit Vorrang vor dem Personenverkehr, könnte in der  ohnehin schon angespannten Lage mit vielen überlasteten  Streckenabschnitten Verzögerungen bei Zügen des Personennah- und  Fernverkehrs auslösen.
»Diese Vorbereitungen für einen militärischen Aufmarsch gen  Osten sind politisch eine gefährliche Entwicklung und tragen zur  weiteren Vertiefung der Konfrontation mit Russland bei«, heißt es in der  Antragsbegründung. »Die Deutsche Bahn begibt sich damit in die  Tradition ihrer Rechtsvorgänger vor dem 1. und 2. Weltkrieg.« Nach der  Kündigung des INF-Abrüstungsabkommens durch US-Präsident Donald Trump  seien »solche Kriegsspiele fahrlässig«, heißt es in der Begründung des  Beschluss weiter.
Antragsstellerin Evelyn Winkler  verlangte in Anlehnung an die Umweltaktivistin Greta Thunberg von ihrer  Gewerkschaft den »Mut, auch Dinge zu sagen, die viele nicht wahrhaben  wollen«.
Sie erinnerte daran, dass der EVG-Gewerkschaftstag im November 2017  feierlich das Ergebnis einer langjährigen wissenschaftlichen Arbeit über  den Widerstand von Eisenbahnern in der Zeit von 1933 bis 1945  präsentiert habe. »Wenn dieses Buch nicht nur für Historiker und die  Regale hergestellt worden sein soll, dann heißt dies für uns  Gewerkschafter heute, die richtigen Lehren daraus zu ziehen«, so ihre  Aufforderung. »Wir dürfen unsere Arbeitskraft und unser Fachwissen eben  nicht für kriegerische Aufmarschpläne und Auseinandersetzungen zur  Verfügung stellen, sondern ausschließlich für Frieden und Wohlstand  aller Menschen«, erklärte Winkler. »Wir wollen  mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagern, aber nicht Panzer  und Kanonen«, so die Gewerkschafterin. »Anstatt den Militärhaushalt auf  zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts aufzustocken, sollte dieses Geld  in eine vernünftige Verkehrspolitik gesteckt werden«, verlangte sie und  verwies auf Artikel 26 Grundgesetz, der die Vorbereitung und Führung  eines Angriffskrieges für verfassungswidrig erklärt.
Adressat des Beschlusses ist der EVG-Bundesvorstand. Der  SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Burkert, der neben seinem Mandat auch  dem Geschäftsführenden EVG-Vorstand angehört, hatte sich jüngst in einem  Schreiben an ein EVG-Mitglied zu Artikel 26 bekannt und zugesagt, er  werde »in diesem Sinne ein waches und kritisches Auge auf militärische  Entwicklungen in unserem Land haben.«
Quelle: Tageszeitung neues deutschland vom 28. März 2019
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Nachfolgend der Beschluss im Wortlaut:
Initiativantrag Nr. 1 an die Wahlkreiskonferenz Rheinland-Pfalz
Antragsteller/in: Evelyn Winkler
EVG gegen Militarisierung und Kriegsvorbereitung bei der Deutschen Bahn
Die Delegierten der Wahlkreiskonferenz Rheinland-Pfalz beschließen
 
die EVG-Gremien zu beauftragen,
 
- sich gegen die in dem Rahmenfrachtvertrag zwischen der Deutschen Bahn und der Bundeswehr vereinbarten Kriegsvorbereitungen bei und durch die Deutsche Bahn zu positionieren und ihre Mitglieder entsprechend zu informieren und zu mobilisieren.
 
- die EVG- und DGB-Parlamentarier im Bundestag aufzufordern, in den parlamentarischen Gremien diesen Vertrag zu thematisieren und die Umsetzung zu verhindern.
 
- ihre Betriebsräte und Vertrauenspersonen aufzuklären und zu mobilisieren, sich dieser Militarisierung zu verweigern.
 
Begründung:
Der Rahmenfrachtvertrag für internationalen Schienenverkehr zwischen der Deutschen Bahn und der Bundeswehr vom Dezember 2018 sieht vor, binnen weniger Tage vorrangig vor allen anderen Verkehren Panzer und Container mit Rüstungsgütern aus Deutschland an die russische Grenze zu verlegen. Lt. Bundesverteigungsministerium hält die DB Cargo AG 300 Waggons und Lokomotiven vor, um damit jährlich mehr als 1.300 Transporte durchzuführen. Insgesamt sollen in 2019 etwa 9.700 Soldaten, 150 Kettenfahrzeuge, 3.300 Radfahrzeuge, 1.500 Anhänger und 1.370 Container Richtung Osten verlegt werden. Ein großer Teil davon auf der Schiene. Diese Transporte erhalten dafür die oberste Priorität, also noch vor jeglichem Personenverkehr. Pro Tag und Richtung werden von der DB für zwei Tarnsporte Gleistrassen freigehalten. Unternehmen der polnischen und litauischen Staatsbahn werden als Subunternehmen verpflichtet.
Diese Vorbereitungen für einen militärischen Aufmarsch gen Osten ist politisch eine gefährliche Entwicklung und trägt zur weiteren Vertiefung der Konfrontation mit Russland bei.
Die Deutsche Bahn begibt sich damit in die Tradition ihrer Rechtsvorgänger vor dem 1. und 2. Weltkrieg. In einer Zeit, in der der INF-Vertrag gekündigt wurde, sind solche Kriegsspiele zumindest fahrlässig und für Zentral-Europa existenziell.
Auf dem 2. Ordentlichen Gewerkschaftstag der EVG im November 2017 wurde feierlich das Ergebnis einer langjährigen wissenschaftlichen Arbeit über den Widerstand von Eisenbahngewerkschaftern in der Zeit von 1933 – 1945 vorgestellt. Wenn dieses Buch nicht nur für Historiker und die Regale hergestellt worden sein soll, dann heißt dies für uns Gewerkschafter heute, die richtigen Lehren daraus zu ziehen.
Wir, als Eisenbahner und Eisenbahnerinnen, stellen unsere Arbeitskraft und unser fachliches Wissen eben nicht für kriegerische Aufmarschpläne und Auseinandersetzungen zur Verfügung, sondern ausschließlich für Frieden und Wohlstand aller Menschen.
Wir wollen zwar mehr Güter von der Straße auf die Schiene, aber nicht durch Panzer und Kanonen.
Anstatt den Militärhaushalt auf 2% des BIP zu erhöhen, sollte dieses Geld in eine vernünftige Verkehrspolitik gesteckt werden.
Zitat Martin Burkert, MdB (SPD) und EVG-Vorstand: „Der Hinweis auf unser GG Art. 26, Abs. 1 ist für mich Verpflichtung und Auftrag im Rahmen meiner politischen Tätigkeit.
In diesem Sinne, …., werde auch ich ein waches und kritisches Auge auf militärische Entwicklungen in unserem Land haben.“
 
 Ein waches und kritisches Auge ist das eine. Entsprechend zu handeln das andere. Lasst uns gemeinsam handeln, entsprechend dem Grundgesetz und unseren gewerkschaftlichen Grundüberzeugungen.