Diskussionsbeitrag zum Aufruf
Wahljahr 2002 - Unsere Wahl

Hier geht's zum Aufruf

Zurück zur Startseite

Zum Aufruf: ,,Wahljahr 2002 - Unsere Wahl:"

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich begrüße insgesamt den Aufruf der Initiative, besonders die Forderung nach der 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, weil das gegenwärtig die dringend notwendige Forderung gegen die Arbeitsplatzvernichtung im Bahnkonzern ist. Auch das gegen die Privatisierung der Bahn nach wie vor Stellung bezogen wird ist gut und notwendig. Entscheidend wird es darauf ankommen, die Initiative von Unten unter den Eisenbahnern für diese Forderungen zu entwickeln und eine Zusammenarbeit auch mit weiteren Leuten gegen die Privatisierung und katastrophale Verkehrspolitik zu organisieren; sowohl innerhalb und durch die Gewerkschaften, als auch darüber hinaus. Meines Erachtens können dazu auch regionale Treffen der Initiative Bahn von Unten ein Mittel sein, weil es so auch möglich ist mehr Kolleginnen und Kollegen dazu einzuladen und effektiv was zu organisieren.

Einige Aussagen im Aufruf halte ich aber für problematisch.

So wird im Aufruf die Abkehr von der Privatisierung der Bahn schon an sich als die Lösung der Probleme bezeichnet. So heiß es unter der Leitlinie,   "Der Bund als (Noch-) Eigentümer der DB hätte es jetzt in der Hand"  unter anderem: "Erhalt der Staatsbahn! Schaffung eines öffentlichen vernetzten Verkehrssystems mit der Bahn als Rückgrad...".

Eine Wieder-Verstaatlichung der Bahn ist wohl eine Bedingung für die Durchsetzung einer besseren Verkehrspolitik. Mehr aber auch nicht, und es sollten keine Illusionen in die heutige Funktion des Staates geschürt werden. Auch zu Bundesbahnzeiten wurden zum Beispiel durch den Staat und die Bahn viele Strecken stillgelegt, und seit Mitte der 70er Jahre wurde immer massiver der Personalabbau vorangetrieben.

Ohne klare Forderungen und die Organisierung ihrer Durchsetzung - wie z.B. nach Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und die Finanzierung entsprechender Maßnahmen im Interesse der Umwelt und Bevölkerung durch eine Umweltsteuer zu Lasten der Konzerne und Banken (nicht zu verwechseln mit der Öko-Steuer) - wird sich durch eine Wieder-Verstaatlichung der Bahn automatisch nichts wesentliches ändern.

,,Demokratisierung der Bahn .. . "? Hört sich gut an, aber das ist im Kapitalismus eine Illusion. Die Bahn und die ganze Wirtschaft kann nur demokratisiert werden, wenn die Gesellschaft, der Staat demokratisch aufgebaut ist. Tatsächlich herrscht hier jedoch eine Scheindemokratie, in der die Konzerne und Banken aufgrund ihrer wirtschaftlichen Macht zwangsläufig den Staat für ihre Profit- und machtpolitischen Interessen instrumentalisiert haben. (unabhängig davon ob nun eine SPD- oder CDU- geführte Regierung am Ruder ist) Demokratie brauchen wir natürlich mehr denn je; das erfordert jedoch den Kampf für einen Systemwechsel zu einer Gesellschaft eines echten Sozialismus.

Eine Frage ist auch die ,,Mitbestimmung", die in dem Aufruf eine wichtige Rolle spielt. ,,Mitbestimmung für die  Belegschaft" ist heute möglich und notwendig, aber nur durch den Kampf für ihre aktuellen Interessen; so für die 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, und auch für eine bessere Verkehrspolitik. Das sollen und können auch Betriebsräte unterstützen. In solchen Auseinandersetzungen können wir viel lernen für eine gesellschaftsverändernde Bewegung.

Dagegen ist eine formale Mitbestimmung, sei es durch Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten oder in anderen Gremien, im Interesse der Belegschaft im wesentlichen nicht möglich. Aufsichtsräte sind bereits gesetzlich verpflichtet im Interesse der sogenannten ,,Wirtschaftlichkeit" - im Klartext, des Profits - zu handeln. Das trifft deshalb auch auf Arbeitnehmervertreter und auf Vertreter des Staates zu.

Viele Grüße!

Werner Niggemann; DB-Netz Hamburg (VP TRANSNET)

Zurück zur Startseite

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Eure Meinung ist gefragt!