Wahljahr 2002 - Unsere Wahl:

  • Privatisierung und Rosinenpickerei stoppen und rückgängig machen!

  • DB muss in Bundesbesitz bleiben!

  • Arbeit und Zukunft in einer bundeseigenen Bahn!

  • Statt Personalabbau: Arbeitszeitverkürzung für alle ohne Lohnverlust! 

  • 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich!

  • Britische Verhältnisse auf deutschen Schienen verhindern!


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Seit über 8 Jahren sind deutsche Eisenbahner(innen) Versuchskaninchen für die Privatisierung und Zerschlagung des DB-Konzerns. An die seinerzeit von Helmut Kohls Freund Heinz Dürr (wo ist er geblieben?) gemachten Versprechen, mit der "Reform" würde Leistung besser honoriert und mehr Verkehr auf die Schiene gebracht werden, glaubt heute fast niemand mehr. Viele erfahrene und kompetente Kolleginnen und Kollegen wurden nach Hause geschickt, während in einigen Bereichen jetzt Fachleute fehlen. Seit letzten Sommer bangen auch die Kolleg(inn)en in den DB-Werken um ihre Arbeitsplätze und macht sich die private Industrie daran, die Filetstücke zu Dumpingpreisen auszuschlachten.

Mit der DB konkurrierende Unternehmen betreiben - auch als Ergebnis von Fehlentscheidungen des DB-Managements - Rosinenpickerei. Die permanente Umstrukturierung des Konzerns und ein ständiger Wechsel in den Chefetagen bringen Unruhe in die Belegschaft und machen es den Kolleginnen und Kollegen nahezu unmöglich, mit voller Kraft ihrer Arbeit nachzugehen. Der Arbeitsplatzabbau geht weiter. Besonders stark betroffen ist der östliche Teil des Netzes der DB, das Gebiet der ehemaligen DR. Die Anarchie der Bahn entfaltet sich in voller Pracht und nimmt selbst dem Nachwuchs seine Perspektive. „Unternehmen Zukunft" bleibt ein leeres Wort!

Die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung 2001 zeigen in erschreckender Weise, dass große Teile der Belegschaft das Vertrauen in die Führung des Unternehmens verloren haben.

Die Kluft zwischen den Einkommen "normaler" Eisenbahner(innen) und denen an der Konzernspitze war noch nie so groß wie heute. Während früher überwiegend noch Eisenbahner mit Leib und Seele der DB und DR vorstanden, werden wir jetzt zunehmend von Managern aus der Luft- und Raumfahrt, etwa von DaimlerChrysler geführt, die nach wenigen Jahren den Konzern schon wieder mit einer üppigen Abfindung verlassen und für die Folgen Ihres Tuns nicht mehr geradestehen müssen. Weil ihnen die Eisenbahn-Kompetenz schlicht und einfach fehlt, heuern sie sich teure Beraterfirmen an, die dann aus den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ideen saugen und neue Rationalisierungsrunden einleiten.

Wir steuern auf britische Schienenverhältnisse zu. Ein Blick über den Ärmelkanal zeigt: dort wurde die ehemalige British Rail völlig zerschlagen und an Dutzende private Betreiber ausverkauft. Die Idee, ähnlich wie im Straßen- oder Luftverkehr durch Konkurrenz auf Schienen das Geschäft zu beleben, war ein absoluter Fehlschlag. Doch Millionen Menschen müssen dies jetzt tagtäglich ausbaden. Ein weitgehend reibungsloser Eisenbahnbetrieb ist schlicht und einfach unmöglich, wenn private Firmen, die auf dem Rücken des Personals und der Sicherheit maximale Profite erzielen und sich gegenseitig Kundschaft abjagen wollen, auf der selben Strecke einen engen Fahrplan einhalten sollen. Unterm Strich kassieren die privaten britischen Bahnbetreiber jetzt übrigens noch mehr staatliche Subventionen als die ehemalige British Rail. Jetzt fordern über 70 Prozent der Briten die Wiederverstaatlichung der Eisenbahnen.

Auch DaimlerChrysler, Siemens, ABB, Connex und andere würden gerne die Rosinen aus dem DB-Kuchen herauspicken. Lassen wir es nicht so weit kommen!
Vor 2 Jahren haben wir mit dem ersten Aufruf die Initiative "Höchste Eisenbahn- Bahn von unten" gestartet. Wir haben keine unserer Aussagen von damals zu bedauern oder zurückzunehmen.

Im Wahljahr 2002 stellen wir fest: die Entwicklung der DB und der Verkehrspolitik insgesamt ist weder sozial noch ökologisch. Von der Politik erwarten wir statt Privatisierungsorgien im Interesse weniger einen radikalen Kurswechsel im Interesse der Eisenbahner(innen) und der Mehrheit der Bevölkerung. Die Weichenstellung in Richtung Privatisierung der Bahnen und Dumping-Wettbewerb zu Lasten von Beschäftigten, Qualität und Sicherheit war eine grundfalsche Entscheidung. Wahre Stärke würde jetzt darin liegen, diese Fehlentscheidung einzugestehen und rückgängig zu machen, anstatt sie zu vertuschen und die Misere durch "konstruktives Mitwirken" weiter zu verschlimmern. Anstatt Management-Entscheidungen abzunicken, sollten die DB-Aufsichtsrats-Mitglieder (insbesondere die Vertreter der Politik) die negativen Folgen ihres Handelns für die Beschäftigten erkennen und den Privatisierungszug stoppen.

Der Bund als (Noch-) als Eigentümer der DB hätte es jetzt in der Hand:

  • Statt Blankoscheck für privatisierungswütige Manager: Erhalt der Staatsbahn!

  • Schaffung eines flächenhaft optimal vernetzten öffentlichen Verkehrssystems mit der Bahn als Rückgrat nach dem Vorbild der Schweiz!

  • Wiedereingliederung der abgetrennten Konzernteile!

  • Demokratisierung der Bahn, mehr Mitbestimmungsrechte für Belegschaft und Betriebsräte!

  • Keine Aufsichtsratsmandate für private Kapitalvertreter!

Privatisierung ist weder ein Naturereignis noch gottgewollt. Sie kann und muss auch wieder rückgängig gemacht werden. Von Süd-Korea bis Italien und Frankreich wehren sich Eisenbahner gegen Privatisierung. Lassen wir sie nicht im Stich. Es ist höchste Zeit für eine Umkehr.

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Dieser Aufruf ist das Ergebnis unseres letzten Arbeitstreffens vom 13. April 2002 in Fulda.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eure Meinung ist gefragt!

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