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Zwischen Salzburg und
Bad Ischl...

Eisenbahner(innen) in Europa:

... schlagen die Eisenbahner Alarm. Die Kürzungen im Personalbereich nehmen kein Ende. Die Angriffe bekommen nun mit der weiteren "Öffnung" des Bahnverkehrs eine neue Qualität.

Helmut Draxler, Generaldirektor der Österreichischen Bundesbahnen, will Handlungsfreiheit. Der Staat, (noch) 100%iger Eigentümer, dürfe ihm nicht dreinreden, wie man das Unternehmen "betriebswirtschaftlich" zu führen habe. Dementsprechend groß war der Aufschrei von seiten des ÖBB-Vorstandes, der ÖVP und der Industriellenvereinigung, als Verkehrsminister Einem die Weisung ausgab nicht nur Einsparungen zu realisieren sondern auch die Motivation der Bediensteten in den Vordergrund zu stellen.

Das sind die Geister, die man rief. Mit der Umstrukturierung der Bahn hat der Staat viel Macht an die Unternehmensführung abgetreten. Will er heute (vielleicht betriebswirtschaftlich unrentable, aber von der Öffentlichkeit geforderte) Maßnahmen umsetzen, muß er sich mit den Eigeninteressen des Bahnvorstandes herumschlagen. Wohlgemerkt: Von den 44,1 Mrd. S Einnahmen 1998 waren 20,9 Mrd. Zuschüsse aus dem Staatssäckel.

In den letzten Zügen

In den achtziger Jahren waren bei den ÖBB noch 3500 Zugbegleiter im Einsatz, heute sind es an die 2000. Ab Mai 2000 sollen in Nahverkehrszügen großteils gar keine Zugbegleiter mitfahren; bei Fernreisezügen nur mehr einer statt bisher zwei. Damit verbunden ist eine sinkende Qualität beim Service; anfallende Reparaturen können nicht mehr so schnell wie früher durchgeführt werden, der Arbeitsdruck fürs verbleibende Personal steigt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ende Juni 1999 wurde ein Sockel von 3,5 Millionen Überstunden registriert. "Hier schlummern 4500 Arbeitsplätze" rechnet die Gewerkschaft der Eisenbahner vor. Da kann Generaldirektor nur milde lächeln: Er wollte 9.000 der 54.000 ArbeitnehmerInnen abbauen. Nach festgefahrenen Verhandlungen mußte die GdE "sogar mit Streik drohen", um das Schlimmste zu verhindern. Auf der anderen Seite sehe man ein, daß gespart werden müsse und habe "sogar gemeinsam mit der Direktion in den vergangenen sechs Jahren 10.000 Arbeitsplätze abgebaut." Bezüglich der geplanten Einsparungen "hofft" der GdE-Vorsitzende Haberzettl, daß "der Verkehrsminister ein Machtwort spricht". So kann das nicht ewig weiter gehen. Mit einem Organisierungsgrad von 99% könnte die GdE ordentlich Druck von der Straße machen, um die Kürzungen der letzten Jahre rückgängig zu machen.

Liberalisierung

Die EU will Wettbewerb in den europäischen Bahnverkehr bringen. Der Kahlschlag bei den österreichischen Eisenbahnen findet nicht ohne Grund statt: Nachdem die Betriebe "gesundgeschrumpft" worden sind, steht einer Zergliederung in profitable Geschäftszweige (den Güterverkehr) und in unprofitable (den Personenverkehr)  nichts mehr im Wege. Draxler träumt davon, "einen der größten europäischen Logistik-Konzerne aufzubauen". Nach einer erfolgreichen Aus- und Zergliederung der ÖBB kann die Privatisierung der gewinnbringenden Teile in Angriff genommen werden. Großbritannien, das ebendiesen Weg bereits beschritten hat, steht nun vor den Trümmern seiner Politik. Nicht nur die tragischen Zugunglücke der letzten Jahre, sondern auch Unpünktlichkeit und der miserabler Zustand der Bahnen gehören dort zum Alltag. Rufe nach einer Wiederverstaatlichung werden laut.

Mit der Verteilung von Konzessionen für die Benützung des österreichweiten Schienennetzes an Privatbahnen, die im Sommer 1999 vom Parlament beschlossen wurde, hält die Konkurrenz auf den heimischen Schienen Einzug. Insgesamt sieben Bahnunternehmen wollen sich mit den ÖBB messen. Der Konkurrenzdruck wird eine weitere Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Bahnbediensteten mit sich bringen. Einer der Bewerber, die Steiermärkischen Landesbahnen, soll bereits kommendes Jahr privatisiert werden.

GdE am Zug!

Eine solche Entwicklung muß verhindert werden! Bereits jetzt sind die Arbeitsbedingungen kaum mehr erträglich. Der Vorstand der ÖBB agiert mehr und mehr in eigenem Vorteil und entfremdet sich von den Interessen der Öffentlichkeit und seiner Bediensteten. Die ÖBB-ArbeiterInnen und Angestellten wissen selbst am besten, wie man das Unternehmen effizient führen kann, ohne daß es zu mehr Druck und schlechterem Arbeitsklima kommt. Die Bahn soll als kostengünstiges und umweltfreundliches Verkehrsmittel dienen und nicht als Goldgrube für profithungrige Manager/Aktionäre.

·        Rücknahme der Einsparungen!

·        Widerstand gegen geplante Privatisierungen!

·        Demokratische Verwaltung durch die Bediensteten und Kontrolle durch die Gewerkschaften!

Harald Lindner, Altenberg (Oberösterreich)

 

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