Norbert Hansen (Vorsitzender der Transnet)
antwortet auf offene Briefe

 

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Vorsitzende der TRANSNET hat mich mit der Beantwortung der oben genannten Schreiben beauftragt. Dazu nehme ich wie folgt Stellung:

1.         Das Beispiel „England“ zu jeder passenden bzw. unpassenden Gelegenheit zu zitieren ist nicht neu – schon gar nicht kreativ. Was im Rahmen der britischen Bahnreform passiert ist, lässt keine Zweifel aufkommen, an der Einschätzung „politisch kontraproduktiv, sozial eine Katastrophe und verkehrspolitisch ein Rückschritt um mindestens 2 Jahrzehnte“. Unabhängig von dieser vernichtenden Bewertung ist ein Vergleich „britischer“ mit „deutschen“ Verhältnissen schlichtweg unseriös. Hier nur einige wenige qualitative Unterschiede:

-             die DB ist ein integrierter, strategischer Konzernverband

-           eine Abtrennung der Infrastruktur, deren weitere Zerstückelung und Privatisierung gibt es nicht

-           die Bundesregierung zahlt jährlich rd. 4 Milliarden Euro an Investitionsmittel und rd. 7 Milliarden Euro für den SPNV.

2.     TRANSNET hat bis heute dafür gesorgt, dass kein Beschäftigter betriebsbedingt gekündigt wurde. Trotzdem – Personalabbau ist für Gewerkschaften immer ein schmerzlicher Prozess.

Deshalb kämpfen wir um den Erhalt eines jeden Arbeitsplatzes im Bahnkonzern – auch wenn dies nicht immer an die Öffentlichkeit dringt. Sicher ist, dass es heute ohne dieses Engagement einige Tausend Arbeitsplätze weniger gäbe. Äu­ßerst unredlich ist es, Horrorzahlen (70.000 Arbeitsplätze) in die Welt zu setzen, die durch nichts belegt sind. Was ist das Ziel? Soll damit Angst erzeugt werden, zum vermeintlichen Nutzen der eigenen Organisation?

3.       Der Hauptvorstand der TRANSNET hat sich unmissverständlich zu den Börsen­plänen positioniert. Die Bahn ist nicht reif für die Börse. Alle diesbezüglichen Kennziffern sprechen dagegen. Deshalb wird TRANSNET alles dafür tun, einen schnellen Börsengang zu verhindern. Entscheidendes Kriterium für diese Posi­tion ist die Überzeugung, dass derzeit jegliche Form der materiellen Privati­sierung nicht mit den Interessen der Beschäftigten vereinbar ist.

Sollten sich die Rahmenbedingungen in 3,5 oder 10 Jahren fundamental ändern, wird TRANSNET in der Lage sein, diese veränderten Bedingungen zu werten, um sich entsprechend neu zu positionieren. „Positionen für die Ewigkeit“ gibt und gab es nicht – es sei denn, sie sind von Glaubenssätzen oder Ideologien abgeleitet. Rational begründete Positionen ändern sich zwangsläufig mit der Veränderung der realen Verhältnisse (Umweltbedingungen).

Übrigens, die britischen Gewerkschaften haben durch ihre starre Haltung die Existenz ihrer eigenen Organisationen aufs Spiel gesetzt, auf den realen Reformprozess nahezu keine Einfluss genommen und damit die Interessen der Beschäftigten nicht durchsetzen können – also kein gutes Vorbild für eine effi­ziente Interessenvertretung!

Mit freundlichen Grüßen 

Alois Weis, Vorstandssekretär

www.transnet.org


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Was meint die britische Eisenbahnergewerkschaft?

Siehe:
Bob Crow (RMT)
5.11.2003
The Guardian